English version further down… Die Tiefdruckgebiete im nördlichen Atlantik stören schon seit Weihnachten die Passatwindentwicklungen. Sie saugen den Wind förmlich nach Norden. (siehe aktuelles Bild) Das beschert uns leichte Südostwinde. Das ist günstig, denn wir wollen ja von Martinique gen Norden nach Antigua. Also quasi Rückenwind oder besser Wind ans rechte Ohr. (Wenn man am Steuer steht und nach vorne schaut…). Einen Schrick in die Genuaschot und die Großschot und schon stehen die Segel einigermaßen richtig und der Dampfer mit fast 22 Tonnen bewegt sich Richtung Norden. Der Rest wird dann hingetrimmt mit Unterliekstrecker, Genuaholepunkt, Großbaumniederholer und Achterstag, damit es etwas schneller geht bei dem leichten Wind. (Fachchinesisch für Nichtsegler, sorry!) Da kann man viel Gutes erreichen, aber auch viel Mist machen. Der Atlantikschwell ist natürlich auch deutlich geringer mit ca. 1,5 Meter aus Ost-Nord-Ost plus eine leichte Windwelle aus Südost. Das macht das Segeln angenehm, solange nur genug Wind ist.


Wir sind wieder unterwegs! Nach knapp 3 Wochen harter Arbeit an dem Refit des Teakdecks erklärt Meister Serge am 23.12. um kurz nach 4 Uhr überraschenderweise: „C‘est fini“. Er nennt mir einen Preis, der zwar hoch, aber fair ist und zieht samt Geselle Theo, diversen Werkzeugkisten und dem geliebten Kärcher-Staubsauger ab.

Spontan entscheiden wir uns, die vielen schwarzen Streifen und Flecken auf dem Süll zu übersehen, das Schiff nur sehr gründlich mit dem Schlauch abzuspritzen und es dann segelfertig zu machen. Innen hatte Angela bei hermetisch abgeriegelten Fenstern und laufender Aircondition schon den ganzen Tag dem Dreck den Kampf angesagt. Am Morgen des 24. klarieren wir noch schnell aus, besorgen ein letztes gutes französisches Baguette und legen ab. Nach knapp 5 Stunden fällt der Anker in der Bucht von St. Pierre im Norden von Martinique für einen Heiligenabend-Stopp. Wir montieren unsere Lichterketten im Cockpit und kramen unseren zusammensteckbaren Christbaum aus Holz raus. Dazu gibt es norwegischen Lachs, die beste Flasche Weißwein und die Best-Christmas-Songs von Sohn Jonas. Ganz leicht schaukelnd genießen wir den ersten Abend in Freiheit außerhalb der Werft und ohne Arbeit.


Am ersten Weihnachtsfeiertag geht es früh am Morgen Richtung Domenica. Zeitweise haben wir richtig guten Wind mit 18-20 Knoten und wir lassen es so richtig krachen. In Folge machen wir auch einen unbeabsichtigten Sonnenschuss! Hätten wir vielleicht doch etwas rechtzeitiger reffen sollen? (Beim Sonnenschuss luvt das Boot unkontrolliert in den Wind, weil bei zu viel Segelfläche im Groß sich das Schiff um seinen Drehpunkt dreht. Dabei legt sich der Kahn so richtig auf die Seite, das Ruder greift nicht mehr und die 125 qm Segel knallen laut im Wind. Es dauert dann einige Momente, bis man die Sache wieder unter Kontrolle hat.) Aber wir sind glücklich, dass wir bei besten Bedingungen unterwegs sind und dass das Boot endlich einwandfrei funktioniert, so dass wir gerne auch einmal hinsichtlich Besegelung ans Limit gehen. („Push the boundaries“, haben wir immer im Business gesagt, um das manchmal Unmögliche möglich zu machen. Beim Segeln ist das eigentlich nicht richtig, holt aber gleichwohl das Maximum an Speed aus dem Schiff. Es widerspricht aber eindeutig guter Seemannschaft!)
Wir erreichen somit Domenica deutlich schneller als erwartet: Eine Flusstour und eine Exkursion in den Regenwald sowie zu einem Wasserfall hoch in den Bergen zeigen uns das Landesinnere dieser sehr wilden Insel. Spektakulär sind beide Touren, die Natur in Domenica hat sich nach dem furchtbaren Hurrikan Maria 2017 fast wieder erholt. Es wuchert, blüht, schlingt – Natur pur in einer unglaublichen Fülle. Die Flusstour führt uns auch zu einigen Drehorten von „Fluch der Karibik 2“ und wir verstehen, warum. Wie sehen kleine Krabben, Reiher und Vögel. Mordende Schlangen und Krokodile werden uns von unserem Führer Albert mit einem Augenzwinkern angekündigt, wir sehen sie aber nicht….. Der Trail durch den Regenwald ist einzigartig. Riesige Bäume mit mehr als mannhohen Wurzeln und Lianen genau wie aus den alten Tarzanfilmen. Dazwischen Farne und all die Arten von Pflanzen, die wir in unseren Wohnzimmern stehen haben, in 10facher Größe. Wir können uns nicht satt sehen! Der Trail zum Wasserfall ist Angela nach 3 Flussüberquerungen mit großen Schritten auf glitschigen Steinen dann doch zu riskant, für die letzten 300 Meter steigt sie aus. Es ist das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ihre körperlichen Grenzen rechtzeitig anerkennt und die Gesundheit voranstellt und sie ist ganz zufrieden mit der Erkenntnis, dass sie nicht mehr alles tun muss. Der Gedanke an Martina von der SY Vairea, die sich – obwohl jünger und fitter als wir – bei einer solchen Flussüberquerung das Knie gebrochen hat, ist ihr sehr präsent.











Weiter geht es nach Les Saintes, einer Inselgruppe, die bereits zu Guadeloupe gehört. Ein herrliches Fleckchen Erde! Schon bei der Annäherung erinnert es uns an die griechischen Inseln und wir fühlen uns 10 Jahre zurückversetzt. Mittags gönnen wir uns ein richtig gutes Essen in einem sehr guten französischen Lokal. Wieder eine Premiere: Zum ersten Mal isst Angela rohen Fisch. War zwar zunächst ein der französischen Karte geschuldetes Versehen, dann aber ein Highlight. Fischwürfel in Kokossoße mit Granatapfel und Lauchzwiebeln. Zum Nachtisch Ananas mit Koriander und einem unglaublich guten Vanilleeis. Sehr speziell, sehr lecker!




Die mit uns ankernden Yachten werden immer größer und spektakulärer. Wir nähern uns offensichtlich Antigua, dem Mekka der Megayachten. Bootslängen mit deutlich über 50m sind jetzt schon sehr häufig zu sehen. Die Masten sind so hoch, dass sie nicht wie die Cruiser weiße Ankerlichter auf der Mastspitze tragen, sondern rote Lichter als Warnsignal für tieffliegende Flugzeuge.

Wir haben leider wenig Zeit, denn wir wollen zu Silvester in Antigua bei SY Silhouette sein. Die Winde sind leichter geworden und somit werden wir auch langsamer. Aber noch geht es. Nur die Kaps der Inseln machen deutlich Wind. Aus langjährigen Segelerfahrungen in der griechischen Inselwelt wissen wir genau, was drehende Kapwinde bedeuten. Da haben wir alles gehabt, drehende Winde von 180 Grad innerhalb von Minuten, Verdreifachung von Windstärken und sogar Winde direkt von oben. Das war dann gar nicht lustig, im Vergleich dazu ist das hier alles ganz moderat. Aber ich zitiere laut meinen Spruch als wir gerade das Südkap von Guadeloupe runden und uns eine Bö so richtig packt: „Vor Kaps und Frauen soll man sich hüten, beide sind zuweilen unberechenbar“. (Anmerkung: Der Spruch ist angelehnt an einen Wettermerksatz: „Bei Frauen und Cirren (gemeint sind Cirruswolken, die Wetteränderungen andeuten können aber nicht müssen.) kann man sich irren“. Angela wirft mir einen extrem vernichtenden Blick zu.
Etwas mühsam tuckern wir an der Ostseite von Guadeloupe nach Norden und beschließen, uns im unaussprechlichen Ort Deshaies zu verholen. Diese Ankerbucht ist etwas gefürchtet, da übelste Fallböen den Wind dramatisch beschleunigen. Und in der Tat motoren wir fast bei Flaute auf die Bucht zu, kaum runden wir die Einfahrt, fegt uns ein kräftiger Wind entgegen. Wir nehmen uns reichlich Zeit, einen wirklichen guten Ankerplatz mit sehr gutem Ankergrund zu suchen, lassen das Eisen in den Schlick fallen, fahren es sorgfältig ein und fertig.

Wir schauen uns 2 Tage an Land um und besichtigen einen recht spektakulären Botanischen Garten. Nicht gerade meine Spezialität, aber er ist wirklich sehenswert. Die Megayachten nehmen weiterhin zu und es ist ein schönes Schauspiel, am Abend einige dieser herrlichen Yachten im Sonnenuntergang direkt hinter unserem Schiff zu sehen.






Weiter geht es nach Antigua. Bei Morgengrauen lichten wir den Anker und motoren erst 2 Stunden, dann segeln wir bei sehr leichten Winden die restliche Wegstrecke und erreichen pünktlich am 30.12 nachmittags Antigua. Der Wetterbericht ist wie so oft mal wieder nur eine grobe Indikation des Windes. Angesagt ist Süd-Süd-Ost. Also holen wir noch vor dem Ablegen den Genaker (Raumwindsegel) mit den erforderlichen Schoten aus der Bilge unter dem Bett der Vorschiffskajüte hervor, was schon einige Schweißtropfen kostet.
Tatsächlich haben wir aber Ost-Süd-Ost, sodass wir den Code Zero brauchen. Dieses Spezialsegel auf dem schwankenden Schiff aus dem unteren Bett der Midship Cabin hinter den Vorratskisten hervorzuholen, kostet jetzt schon eine geballte Schweißladung. Egal, das 150qm AmWind-Leichtwindsegel wird jetzt mal in der Sonne gelüftet. Etwas Chaos im Schiff ist die Folge, denn 2 große Leichtwindsegel, selbst sauber verpackt in Segelsäcken, machen den Salon voll, sodass nichts mehr geht. Nicht übel die Wirkung des Code Zero, das Schiff wird bei 10 Knoten wahrem Wind auf über 7 Knoten Speed durchs Wasser beschleunigt. Geht eigentlich physikalisch gar nicht. Nach 2 Stunden legt der Wind aber zu und kommt vorlicher. Ithaka wird sofort sehr luvgierig, also ist das zu viel des Guten. Wir packen den Code Zero wieder weg und fahren deutlich langsamer mit der Genua zum Ziel. Auch gut.


Ein großes Hallo mit SY Silhouette und Vairea bei der Ankunft. Ian geleitet uns mit dem Dinghi zum besten Ankerplatz. Wir verbringen den Silvesterabend gemeinsam. In Nelsons Dockyard ist richtig was los. Das neue Jahr wird mit einem spektakulären Feuerwerk begrüßt, gleichzeitig dröhnen die Signalhörner der Superyachten in einem super sonoren Sound. Ein Moment, der unter die Haut geht. Wir hoffen, dass dieser Lärm alle bösen Geister vertreibt und wünschen uns alle gegenseitig ein gutes neues Jahr.






Prost Neujahr und ein Gutes Neues Jahr all unseren Lesern!
Christoph und Angela
Summary for our English speaking friends and followers:
Low pressure systems in the nothern Atlantic disturb trade winds which are said to be very strong around Christmas usually. We benefit from the light south easterly winds to go North towards Antigua our next milestone.
December 23, Martinique, the teak deck refit comes to an end after almost 3 weeks of uninterrupted hard work. Master Serge with his workman Theo depart. He tells me the price, which is high but fair, announcing that we would send the invoice by email.
We do not want to lose any time, hence we only wash up the boat with water and postpone further urgently required cleaning activites after all the dirty work in the past weeks. Angela had already cleaned the inner part of the boat after having closed all windows hermerically and using Airco at full fan power.
December 24, we check out, buy one last baguette and depart towards St. Pierre in the North of Martinique. We decorate the boat with one wooden small Christmas tree and some fairy lights. Norwegian smoked salmon and a good bottle of white wine make a good Christmas dinner.
Early morning we depart towards Domenica and winds are fresh. We are so happy to have left the shipyard and all the works behind us successfully in Martinique that we sail a bit at the limits. An unintended „shooting“ into the wind is the consequence. No problem. Perhaps we should put in at least one reef!
Domenica presents itself as a very wild island. We make two excursions in one day, first on the river upwards and then high in the mountains to a spectacular waterfall. Nature is amazing and we understand why this island was chosen for the film Pirates in the Carribean 2. Flowers and plant are enormous and sometimes we feel like Tarzan and Jane in the old films seeing the air roots hanging down from the giant trees. The last 300 meters Angela has to stay back. The repeated crossings with very large jumps to make are too risky for. We are reminded of the accident of Martina from SY Viarea who broke her knee last year exactly on this trail.
Winds slow down on our way to Guadeloupe. We stop over in Iles Saintes which is a wonderful spot with quite some similarities to Greek islands where we have spent much good times. A superb lunch in an excellent French restaurant delights us. The raw fish which we ordered was not really intended, but absolutely delicious. Obviously our French language capabilities were at their limits or the menu not so explicit. Even Angela, who has never had any raw fish, enjoyed the fish in coconut milk.
The yachts are getting bigger and bigger as such we notice that we come closer to Antigua the Mekka of superyachts. We continue going North and make one more stop in Deshaies in the North of Guadeloupe. The place has not such a good reputation as cabatic winds make anchoring quite a bit trickly. In fact we motor up the islands with hardly any winds, as soon as we come closer to Deshaies gusty winds hit us right in the face. We select the right place to anchor very carefully being reminded that our friends from SY Allegrini have had some issues here. 3 wonderfull superyachts anchor right behind us which provides us with a nice sunset scene. We do enjoy the nice spot and also visit a botanic garden up the hills over Deshaies. Not necessarily my favorite place typically, but I have to admit that this place was really wonderful with birds and flower all over. Very spectacular, indeed.
The last leg towards Antigua is prepared carefully. We prepare our Genaker prior lifting the anchor with the expectation of having some downwind sailing. Quite an exercise to pull out some 150sqm of material from under the beds in the front cabin. However, winds were light with 8-10 knots being on half wind. This called for the Code Zero being under our food in the midship cabin. Even more challenging to take it out in the bouncing boat. For a while we sail with 7 knots in 10 knots of wind. Actually not really possible, but this is what the displays said.
We arrive in Antiga and are welcomed by SY Silhouette who show us a perfect anchoring spot. New years eve is being spent with Vairea and Silhouette in Nelson harbor with a wonderful firework and the choire of blowing ship horns from the superyachts welcoming 2020.
We do wish everybody a Happy New Year.
Stay in touch for 2020
Christoph and Angela
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