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Horta – Zwischenstation

Wir haben es geschafft! Europa hat uns wieder! Nach 2723 SM, 18 Tagen und 3 Stunden fällt unser Anker am 25.5.2020 um 15:45 Ortszeit in das Hafenbecken vor der Marina Horta auf den Azoren. Wir sind glücklich und auch erschöpft.

Durchschnittsgeschwindigkeit 6,2Kn, maximale Geschwindigkeit 12 Knoten. Dieselverbrauch 406 Liter, 109 Stunden unter Motor. Ithaka hat alles bestens gemeistert. Dass dies durchaus nicht selbstverständlich ist, sehen wir erst, als nach uns immer wieder Yachten mit Defekten an Motor und Elektrik in den Hafen geschleppt werden.

Die Situation nach der Ankunft fühlt sich unwirklich an. Nichts wackelt und schaukelt mehr. Man muss sich nicht mehr festhalten. Zunächst schauen wir uns ein wenig ratlos an. Umarmen und gratulieren uns dann gegenseitig. Danach holen wir Bier und Wein aus dem Kühlschrank. Die Büchsen, Flaschen und Gläser bleiben tatsächlich auf dem Cockpittisch stehen!!!

Schon bald kommt die Hafenpolizei längsseits. Wir weisen uns und das Schiff aus. Danach beantworten wir die Fragen der Marinabehörden per Funk. Wie viele Personen an Bord? Wie alt? Woher kommen wir? Wie viele Tage auf See? Wohin wollen wir? Krankheitssymptome? … Alle anderen Schiffe hören mit, jeder ist hier auf Standby auf Kanal 10. Ein anderes deutsches Schiff begrüßt uns dann auch später per Funk mit den Worten „In unserem Alter…..“

An Land dürfen wir nicht. Auch unsere Hoffnung, dass sich zum 1. Juni die Vorschriften lockern, zerschlagen sich schnell. Sperre verlängert bis zum 17.6.! Enttäuschung macht sich bei uns breit, hätten wir doch zu gerne zumindest die berühmteste Seglerkneipe der Welt, Peters Cafe Sport, besucht. Von unserem Ankerplatz aus können wir sie sehen, sie ist auch geöffnet, aber nur für die Landratten. Gott sei Dank unterhalten sie mit einem großen quietschgelben Dinghi einen bestens funktionierenden Lieferservice mit sehr leckerem Essen. Denn seit wir anderen nicht mehr Wache gehen müssen, ist auch unser Smutje im Kochurlaub.

Den Wettersituation der letzten Woche beschreibt unser Wetterouter Sebastian Wache von Wetterwelt eindrucksvoll in folgendem YouTube Video. Er nimmt in seinem Bericht direkt Bezug auf unseren Kurs, den er uns entlang des massiven Tiefdruckgebiets geleitet hat: https://www.youtube.com/watch?v=Ug533koOWIw

Hier einige Eindrücke von unserer Überfahrt:

Abfahrt – Martinique 7. Mai
Über eine Woche hart am Wind nach Norden bzw Nordosten bis zum 30. Breitengrad
Routenplanung – Hoch- und Tiefdruckgebiete werden mit Hilfsmitteln abgebildet
Die Küche liefert bestes Essen – dreimal am Tag
Hochdruckgebiete mit Flaute werden unter Motor durchquert
Tiefdruckgebiete folgen mit viel Regen an der davorziehenden Warmfront
Reparaturen bleiben nicht aus: Hier am Hydrogenerator
Dazwischen immer wieder mal Regenschauer, die uns Wind bringen
Ein Vogel begleitet uns 24 Stunden. Wir taufen ihn Egon-Albatross.
Schlafen mit Leesegeln und Kissen links und rechts zu Stabilisierung
Smutje und Skipper im Salon, der die geringste Schiffsbewegung hat. Stets einsatzbereit
Bereit zur Wachablösung bei Nacht – 3 Stunden Ryhthmus Tag und Nacht für Angela, Bernd und Christoph. Tina unterstützt, ist aber von Wachegehen befreit, weil sie rund um die Uhr Essen/Trinken zubereitet.
Die Kurzwellenausbereitung machen zwischendruch Probleme. Wir versuchen über Satelliten Telefon auszuweichen. Vergeblich.
Wir wechseln auf den Genaker. Es ist sehr wenig Wind.
Der Genaker zeigt beeindruckend seine Leistung und stabilisiert das Schiff.
Wir drei müssen sehr aktiv segeln. Häufige Segelwechsel und Ein/Ausreffen ist erforderlich.
Bergfest mit Bier.
Wir kommen nach Norden. Es wird kalt.
Skipper und sein Erster. Wetter und Trimmanalysen.
Die Nacht kommt. Egon Albatross putzt sich.
Müll wird zerkleinert und im Ankerkasten gelagert.
Tote fliegende Fische an Bord. Jeden Morgen. Sie stinken.
Gewitter und Regen folgen uns, wie man auf dem Radarbildschirm sieht. Sie bringen auch Wind.
Vergammelte Eier aus der Bilge werden im Meer entsorgt.
Traumstunden für die Köchin. Die Crew satt, die Sonne scheint, das Meer ist ruhig.
Tina und Christoph genießen schon mal ein eiskaltes alkholfreies Radler.
Das Essen immer doppelt gesichert. Das Brettchen auf rutschfester Matte, darüber die Häppchen ebenfalls gesichert durch rutschfeste Matte.
Die Azoren, endlich.
Horta – Azoren: Unsere Zwischenstation. Ankunft 25.Mai.

Bis Bald.

Die Ithaka Crew.

4 replies »

  1. Ihr Lieben, Erfolgreichen! Wir haben Euch immer gespannt verfolgt und uns dann riesig gefreut, als wir Euch in Horta wussten. Nun geniesst das Durchschnaufen, bevor ihr zur nächsten Etappe startet. Herzlichst aus den US Virgins, fühlt Euch umarmt Martina und Daniel

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  2. Hallo liebe Ithaka Crew

    Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Etappe. Gespannt haben wir täglich Eure Position auf dem Atlantik verfolgt und gebangt und gehofft, dass alles gut geht und uns über die kurzen Zwischenberichte gefreut, die zeigten, dass es plusminus gut verläuft.
    Eine beeindruckende Leistung, die Elke mehrfach kommentiert hatte: „Das wäre nichts für mich, komm‘ bloss nicht auf solche Ideen“. Komme ich nicht, keine Sorge. Die Flaute der Rossbreiten hatten wir bereits erwartet, gut vorbereitet durch das derzeitige Homeschooling von Katharina. Die Wetterprognosen haben wir genauestens studiert und uns über die Wellen Sorgen gemacht.
    Wir freuen uns schon auf die weiteren Berichte. Erholt Euch nun gut und bleibt gesund.
    Viele Grüsse von den Böttchers aus der Schweiz

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  3. Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Atlantiküberquerung.👍👏. Das war ein hartes Stück Arbeit. Besonders bei den Berichte über die Seekrankheit habe ich mit Euch gelitten. Wünsche Euch jetzt erst einmal gute Erholung und dann ein entspanntes Weitersegeln ⛵️

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