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Gestrandet!

English version further down…. Weiter geht es von hier momentan nicht. Wir liegen vor Anker in der Bucht vor Jolly Harbor in Antigua. Auch die karibischen Inseln haben sich zur Eingrenzung der Ausbreitung von COVID-19 abgeriegelt. Das heißt, wir könnten Antigua zwar verlassen, aber es gibt kaum ein Ziel mehr, das wir ansteuern könnten und wo wir an Land gelassen würden. Wir sind gestrandet.

Routenoptionen gibt es aktuell nicht

Die Faktenlage:

Martinique ist für EU Bürger auf Yachten noch offen, solange die Crew in den vergangenen Wochen nicht in als besonders gefährlich eingestuften Ländern war. Deutschland zählt inzwischen dazu! Grenada ermöglicht die Einreise für Yachten noch mit vorgängiger 14 tägiger Quarantäne, falls die Crew nicht in den gefährlichen Ländern war und/oder das Schiff von den französischen Inseln kommt. Ganz aktuell, hat Antigua heute die Einreise für alle Yachten untersagt.

Der Flughafen in Antigua wird morgen auch für die letzten Flüge nach Großbritannien geschlossen. Die Häfen wurden für den kommerzielle Schiffsverkehr geschlossen.  Ausnahmen nur zur Versorgung des Landes mit notwendigen Gütern. Alle Hotels werden jetzt geschlossen. Es besteht ein Versammlungsverbot für mehr als 25 Menschen, was sehr zum Missfallen der Regierung von den Landsleuten offensichtlich oft nicht eingehalten wird. Wie die Regierung berichtet, finden z.B. Begräbnisse im großen Kreis statt mit reichlich Umarmungen, weswegen jetzt Ausgangssperren ab 20 Uhr verhängt wurden. Verstöße werden mit empfindlichen Strafen geahndet. Aktuell hat Antigua 7 registrierte Krankheitsfälle, sagt eine Statistik.

Alles leer.
So schnell kommt hier keiner mehr
Das Yachtleben geht eingeschränkt weiter: Dinghi Dock

Die Versorgung ist momentan unverändert gut. Wir können uns völlig frei bewegen und den Ankerplatz wechseln. Wir sind erstaunt, dass die Restaurants und Bars in Jolly Harbor noch geöffnet sind. Auf unserer letzten Station in Sint Maarten hatten wir uns zu relativ für die Karibik günstigen Preisen reichlich mit Vorräten versorgt. In Antigua haben wir gestern noch vollgetankt. Mit den Vorräten und 700 L Diesel im Tank sind wir einigermaßen autark, solange die Aggregate an Bord funktionieren. Aktuell scheint Ithaka jedoch den Ruf dieser besonderen Zeit gehört zu haben und funktioniert einwandfrei. Es ist auch merklich kühler geworden und so blöd das klingt, man merkt, dass dies dem Schiff gut bekommt. (Neulich hatten wir sogar 19 Grad in der Nacht, das ist hier fast so, als wenn zuhause die Temperaturen unter Null Grad sinken).

Es gibt Toilettenpapier satt….
Gestrandet im Paradies
Tropischer Regen gehört aber auch zum Paradies. Drückt auf die Stimmung, wenn es einige Tage anhält.

Sogar Fokus-online berichtet über die Strandung der Karibiksegler, denn wir sind hier nicht alleine.
https://www.focus.de/sport/wassersport/corona-durchkreuzt-plaene-etliche-deutsche-segler-gefangen-in-karibik-und-jetzt-naht-die-hurrikan-saison_id_11811087.html

Über 100 Segler mit europäischer Flagge suchen jetzt einen Ausweg, um den nahenden tropischen Stürmen in der Zeit von Juni bis Ende Oktober zu entkommen. Man organisiert sich auch in WhatsApp Gruppen. Einzelne haben anscheinend gute Beziehungen zum Auswärtigen Amt in Berlin, dort wurde schon eine Online Petition eingereicht, die wir Yachten unterschrieben haben. Im Wesentlichen geht es dabei darum, die Azoren und Portugal als Anlaufpunkt für Yachten zu öffnen, die aus der Karibik kommen und somit knapp 3 Wochen in Quarantäne auf dem Meer waren. Aktuell dürfen Yachten auf den Azoren nach Voranmeldung zwar zum Tanken anlanden, die Crew darf das Schiff jedoch nicht verlassen. Lebensmittel können bis zum Boot geliefert werden. Das bedeutet, dass in Krankheitsfällen oder bei technischen Problemen keine Hilfe gewährt wird. Das ist nach 3 Wochen Atlantiküberquerung kritisch.

Falls jemand die Petition noch unterschreiben möchte, hier der Link:
http://chng.it/qKyzS6xQMK

Emotionale Situation:

Die Beschränkungen sind inzwischen für alle auf der Welt sehr ähnlich. Bis zur Hurrikansaison sind wir jedoch immer noch in einem „Quasi-Paradies“.  Wie geht es uns emotional hier?

Zunächst einmal geht es uns gut. Wir sind gesund. Der Tagesablauf hat sich deutlich verlangsamt, meist nehmen wir uns nur eine Aktivität vor, z.B. Cockpit putzen, Wäsche waschen, Einkaufen. Angela hat ihre täglichen gymnastischen Übungen wieder aufgenommen. Wir schwimmen und genießen weiterhin die Sonnenuntergänge hinter unserem Schiff. Natürlich sind wir sehr oft mit den Gedanken bei der Familie und den Freunden zuhause und wir sind deutlich mehr als sonst im Internet unterwegs, was hier erfreulicherweise meistens funktioniert.

Dramatische Sonnenuntergänge

News, Teilwahrheiten, unvollständige Nachrichten und FakeNews lassen die Nerven zuweilen blank liegen, so wie wir das schon bei unserer Ankunft in Antigua erleben mussten. (siehe letzter Blogbeitrag). Wir informieren uns so gut es geht über online Zeitungen, podcasts und YouTube. Aber die vielen selbstbenannten Experten mit ihren Beiträgen machen uns teilweise irre. Da gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und Informationen auszusortieren.

Wir leben hier in einer freigewählten Fast-Isolation. Besuche bei anderen Crews finden fast nicht statt. Nur mal mit dem Dinghi vorbeifahren und Hallo sagen, aber kaum einer geht an Bord eines anderen Schiffes. Wenn wir uns dann mal zum Sundowner treffen, z.B. mit Wiebke und Ralf von der  FLORA, halten wir Abstand voneinander. Sogar die Chips werden in zwei Schälchen aufgestellt! Die meisten anderen Schiffe halten das genauso. An Land gehen wir nur alle 3 Tage für Besorgungen und einen Spaziergang. Das bedeutet. In der realen Welt gibt es nur uns zwei.  Ohne hier viele Worte zu machen, verweise ich mal auf Loriot: „Ich will hier nur sitzen“. Das sagt eigentlich alles, wie es halt zuweilen bei uns zugeht:

Eine Frage bewegt die komplette Seglergemeinde gleichermaßen und durchaus sehr emotional: Was machen wir in der Hurrikansaison? Aktuell können wir ja nichts tun, denn wir müssen auf ein Wetterfenster im Mai warten und hoffen, dass uns die Azoren dann im Juni aufnehmen.

Die neue WhatsApp Gruppe der Karibiksegler (Sailing Home und Sailing Home German) ist eine ausgezeichnete Initiative, um Verbundenheit unter den betroffenen Seglern mit knapp 100 Booten zu schaffen und sich auszutauschen. Es bildet sich ein virtuelles Team im Zeichen der Digitalisierung. Funktioniert ganz gut. Spontanmeldungen im Chat mit positiven, aber auch kritischen Beantwortungen sorgen dann teilweise für eine Flut von weiteren Meldungen, die wenig zielführend sind. Aber das wird schon noch. Aktuell haben wir den Signalton von eingehenden Meldungen abgeschaltet. Wir sind aber froh zu sehen, wo die anderen in unsere „Selbsthilfegruppe“ stehen.

Wir pflegen die direkte Kommunikation mit anderen Seglerfreunden. Wir sondieren die Lage. Vairea liegt in den US Virgin Islands vor Anker und wartet auf eine mögliche Überfahrt nach Curracao. Festina Lente hat sich bis Martinique durchgeschlagen und lässt in letzter Sekunde ihre Kinder noch ausfliegen. Die andere Ithaka und Mojito sitzen in Spanien fest und dürfen das Schiff nur einzeln zum Einkaufen verlassen. Unser Schwesterschiff Arausha wurde in einer Crashaktion als letzte aus dem Wasser gekrant, die Crew hat vor ein paar Tagen den letzten Flieger nach Hause genommen. Unsere englischen Freunde von Silhouette und Right Turn verlassen mit den letzten Fliegern Antigua, setzen ihre Schiff an Land oder lassen es von Dritten in einigen Wochen verschiffen. All diese Botschaften zerren an den Nerven. Abwarten und sehen, wie sich alles entwickelt, ist die Devise der Stunde. Nur dass Abwarten oft besonders schwierig ist für aktive Menschen wie uns Segler. Bisher haben wir das nur beim Warten auf passende Winde und Ersatzteile geübt.

Die Verabschiedung von Ian von der Silhouette fällt uns besonders schwer. Wir waren lange zusammen und wir werden uns lange nicht mehr sehen. Wir vermissen die Kontakte mit den anderen wie der Vairea, wir wollten doch noch einige Wochen zusammenbleiben. Daraus wird nichts. Das belastet uns. Um so mehr haben wir uns gefreut, dass Festina Lente auf dem Weg nach Norden bald in Antigua sein wird und wir dann zusammen einen Weg aus der Situation finden können. Wir hatten da schon ein paar gute Ideen…

Jetzt haben wir vor zwei Stunden erfahren, dass Schiffe, die von französischen Inseln kommen, ab sofort keine Einreiseerlaubnis mehr bekommen und noch nicht einmal ankern dürfen. Und Festina ist aktuell noch auf Martinique! Was für ein Rückschlag!

Bleibt gesund! Wir melden uns, wenn es Neuigkeiten gibt.

Beste Grüße
CuA

Shortened English version:

We cannot go any further from here in Antigua. The Carribean Islands have more or less locked down their islands. Each one with individual regulations. Martinique is still open for EU-citizen unless they have been in named critical countries in the past. Grenada can be accessed with a 14 days quarantine also with the restriction that you must not have been to named critical countries. Further they reject yachts coming from the French islands. Antigua has closed the doors for all incoming yachts effective today.

This means we cannot go anywhere from here. Even Europa with the Azores as port of entry is closed. You might pick up fuel and provisions there upon a prenoted arrival, but you must not touch land. This means after crossing the Atlantic you will not be supported in case of illness or technical issues on your boat. The overall difficult situation has even be published in a well know German online newspaper:

https://www.focus.de/sport/wassersport/corona-durchkreuzt-plaene-etliche-deutsche-segler-gefangen-in-karibik-und-jetzt-naht-die-hurrikan-saison_id_11811087.html

Antigua is still fairly open. We can move around freely. The supermarket in Jolly Harbor supplies all we need. To our surprise the restaurants and bars are still open. Government does have issues with their own people who ignore in some areas the direction of no assemblies over 25 people such as at funerals. Therefore Government has announced today a curfew as of 8 pm with high fines in case of deviations. According to a statistic 7 COVID-19 cases are reported as of today.

We and other sailors do live in some sort of self imposed isolation. We pass by other boats for a quick hello, but do not go on board. With Wiebke and Ralph from Flora we have met for a sundowner on board, but we keep distance and even the chips we served were put in separate bowls.

We do have to live with ourselves without further contacts to the world as all the others back home. Live is ok in this „quasi paradise“ till the tropical storms arrive. Still our behaviour as probably for most couple is from times to times such as shown in Loriots „ I only want to sit here“: https://www.youtube.com/watch?v=Iuobpte4ndQ. (Thanks Ian for your input)

A WhatsApp group has been organised for the group Sailing Home and Sailing Home German. An excellent initiative to form a virtual team which plans to sail jointly back to Europe. Even a petition to the Ministry of Foreign Affairs in Berlin has been formulated and signed electronically within hours by the yachts in the Carribean who want to return. The objective is to get attention and influence Portugal to open the Azores as port of entry for the group. If somebody would like to support this, here is the link: http://chng.it/qKyzS6xQMK

We struggle a bit with incoming news, incomplete messages, fake news, and all sorts of information from the self nominated experts. We try to find our way. That puts some stress on us. We have started to contact friends on yachts back in Europe to get first hand information. In Spain they cannot even leave the boat, just one person can go an exceptional basis if they need to go the supermarket. Everything is locked down.

We do one piece of work every day, not more. Cleaning the cockpit, washing the laundry, doing some repairs etc. We do have time. Reading a book would be a good option, but being forced to take no action, prevents us for some strange reason to relax.

Everybody makes his/her own decision in these days. Silhouette was put on land in Antigua and Ian traveled back home with one of the last planes. Jeremy has done the same, but left it to a concierge service to put his boat on a transporter ship in some weeks. Vairea is in the Virgin Island waiting for Curracao to open some time. Our sister ship Arausha was put on land as the very last boat in Grenada, prior the shipyard closed. They took the very last plane back home for outstanding prices. Festina Lente offloaded their children in the very last minute in Martinique after being rejected in St. Lucia. Now they are hold back to join us here, because Antigua closed the doors firmly. A hard set back as we had joint plans to cross the Atlantic.

Separation from the good old fellows such as Ian but also the Vairea crew hurts. We have been together for quite some time and now we do not know when we will meet again. We have to find our way without them.

Stay healty! We keep you informed when things will change.
CuA

2 replies »

  1. Habe euren Bericht (super geschrieben) mit großem Interesse gelesen und ich denke wir können sehr gut nachfühlen wie es euch geht!!!
    Wir wünschen euch auf jeden Fall alles alles Gute bleibt gesund und passt auf euch auf!!
    Grüße Wolfgang &Claudia von der Arausha!!

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  2. Habe euren Bericht (super geschrieben) mit großem Interesse gelesen und ich denke wir können sehr gut nachfühlen wie es euch geht!!!
    Wir wünschen euch auf jeden Fall alles alles Gute bleibt gesund und passt auf euch auf!!
    Grüße Wolfgang &Claudia von der Arausha!!

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