English version further down …
„Ist dir auch schlecht?“ fragt Angela als sie ins Cockpit hochklettert. „Ja, in der Tat mir ist übel. Ist nicht schlimm, aber hier draussen ist es besser als unten,“ erwidere ich. Es ist der 3. November, 1 Uhr nachts und seit langer Zeit wieder der erste Tag vor Anker. Wir liegen auf offener Reede vor St. George´s / Grenada. Ein heftiger Schwell von Nordwesten lässt Ithaka in der Dünung rollen. Alle 7 Sekunden hebt sich das Boot etwa einen Meter und rollt dabei mächtig von links nach rechts. Nach 3 Monaten an Land sind wir noch nicht wieder seefest! Das äußerst sich in einem mulmigen Gefühl in der Magengegend und krampfhaften Festhalten unter und auf Deck bei den doch deutlich wahrnehmbaren Schiffsbewegungen. Aber wir wissen, dass uns spätestens in 3 Tagen wieder „Seemannsbeine“ gewachsen sind und wir wieder ohne Probleme freihändig übers Deck laufen oder mit Tellern in der Hand die Stufen zur Pantry hinuntersteigen werden.
Nach einigen Wochen in USA und Deutschland sind wir seit Anfang Oktober wieder zurück auf Grenada. Unser Liegeplatz in der Port Louis Marina läuft noch bis Ende Oktober, somit können wir unsere Vorbereitungen (für Schiff und Crew) für die kommende Wintersegelsaison in Ruhe angehen.
Wir breiten unser großes Zeltdach über den Großbaum und sind so gegen Sonne, Hitze und Regen bestens geschützt. Alle Luken können auch bei den häufigen tropischen Regenfällen offenbleiben, was sehr praktisch ist.

Wir müssen einiges für den Winter vorbereiten bevor wir Grenada verlassen:
Arbeitsplan für uns – Reduzierte Ernährung und Fitness
Nahrungsumstellung weg vom ausgezeichneten bayerischen Bier und reichhaltiger leckerer Heimatkost hin zur reduzierten Ernährung mit Fisch oder Fleisch und Gemüse, was ja sicherlich gesund ist. Harte Einschnitte beim Bier: Die kleinen Bierbüchsen, die aktuell nur noch 290ml groß sind (vormals 330ml), dafür aber das Gleiche kosten, was schon sehr teuer war. Das kulinarische Highlight ist dann eine halbe Flaschen Wein aus den Restbeständen aus Portugal am Abend. Natürlich beginnen wir auch wieder mit dem „Morgen oder Abend Muskel-Aufbau-Training“. Für den weiblichen Teil der Crew zur ärztlich verordneten Festigung der Rumpfrückenmuskulatur, für den männlichen Teil der Crew zur ärztlich angeratenen Optimierung des Stoffwechsels und Kräftigung des Oberkörpers für die kommenden Segelsaison. Außerdem muss der Bauch weg, bei beiden von uns, denn damit kommt man nur schwer an Bord und noch schlechter in den Maschinenraum. Da ist es nämlich ziemlich eng!!
Arbeitsplan für das Schiff – Wartung, Reparatur, Umräumen und Putzen (Nur ein kleiner Auszug…)
Motor- und Generatorwartung mit zahlreichen Filterwechseln, Ölwechseln, Impellerwechseln, Keilriemenprüfung und -erneuerung, und und und…. Erfreulicherweise gehen mir diese Arbeiten mittlerweile recht leicht von der Hand. Ist aber trotzdem immer etwas eine Sauerei mit dem Altöl und Diesel. Angela macht sich Gedanken zur Entsorgung des Altöls. Auf ihre Recherche hin erklärt man ihr, wir sollten es einfach neben die Mülltonnen stellen, man würde es an einer dafür bestimmten Stelle in den Boden laufen lassen. Das Umweltgewissen wird hier immer wieder ziemlich belastet!


Erneuerung des Auspuffkrümmers, der durch Lochfrasskorrosion undicht wurde. Ich bringe das ausgebaute Teil zu einem Metallexperten, der das Teil schweißt, nach gutem Zureden!
Überarbeitung des Teakdecks: Die Fugenmasse zwischen dem Stab Teakdeck löst sich auf bedingt durch UV-Strahlung, Hitze und vermutlich mangelhafter Materialien beim Bau. Das bedeutet Rauskratzen der alten Fugenmasse, Teakholzkanten versäubern und restlos von der alten Fugenmasse reinigen. Abkleben, Verfugen, überstehenden Fugenmasse abschneiden und abschleifen. Das ist schmerzhaft für die Fingergelenke, für die Knie, für den Rücken und für das Gemüt, weil es eine nicht endende Arbeit auf dem heißen Teakdeck ist. Muss aber gemacht werden, denn wir tragen den klebrigen Batz überall hin an Bord. Und kaum sind wir glücklich, alle Stellen versorgt zu haben, bleiben wir 2 Tage später an neuen Stellen kleben. Auf diese Weise werden wir im Laufe der Zeit doch das ganze Deck erneuern. Ist das Bauqualität?

Einrichten von Laptop und UK SIM Karte: Nachdem der alte Laptop in USA gestohlen wurde, muß ich jetzt den neuen Laptop an Bord fertig installienen. Schon in Deutschland hatte ich alles hochgeladen, was wir für Administration, Bildverarbeitung und Navigation brauchen. Jetzt musste nur noch die Verbindung zu den Bordsystemen eingerichtet werden. Kleinigkeit ???!!
Schwieriger war das Einrichten unserer neuen UK SIM Karte, die wir dank Caroline von der Silhouette zu günstigem Tarif in UK erwerben konnten. Damit haben wir unbegrenzten Datenverkehr und sehr viele Sprachminuten zum relativ günstigen Festpreis. Die Installation trivial sein, war es aber nicht, denn es taten sich erstaunlicherweise enorme Ländergrenzen in der digitalen Welt auf. Insbesondere zwischen England und Deutschland sowie zwischen Grenada und Europa, wo dann Meldungen auf dem Display des Smartphones erschienen wie: Dieser Service oder diese App ist in ihrer Region oder für ihren Sprachraum nicht verfügbar. Hääh, ich habe doch bezahlt dafür, warum kann ich das jetzt nicht installieren oder nicht nutzen nur weil ich in Grenada oder Deutscher bin??? Ian und Caroline schufen Lösungen mit Workarounds. Egal. Wir waren sehr erleichtert.

Umpacken des Schiffs: Wir waren immer noch gepackt wie für die Atlantiküberquerung: Also für Rückenwind mit speziellen sehr großen Vorwind- und Raumschotssegel griffbereit im Schiff. Auf unserem geplanten Weg nach Norden bzw. später Nordwesten im kommenden Winter rechnen wir aber mit starken Am-Wind- und Halbwindkursen. Somit können die Vorwindsegel (Spinaker/Parasailor) und Genaker ganz nach unten in die Bilge Allenfalls brauchen wir das Leicht-Am-Wind Segel, Code Zero. Wir schaffen somit Platz im Schiff. Wahrscheinlich werden wir nichts davon brauchen, weil wir immer mit gekürzter Segelgarderobe unterwegs sein werden.
Ersatzteile: Auch die Sichtung und Umorganisation von Werkzeugen und Ersatzteilen dauert einige Tage. Wir schreiben lange Liste, welche neuen Ersatzteil wir in Martinique beschaffen müssen. Nachdem auf unserer Ithaka permanent irgendwas kaputt geht, ist die Bevorratung von Ersatzteilen von höchster Bedeutung.
Wir fassen für uns zusammen: Wenn du kein Problem auf deinem Schiff hast, dann hast du das Problem nur nicht verstanden. Sascha von der SY Balu führte das etwas dramatischer aus: „Wenn du eines Morgens aufwachst und hast kein Problem auf deinem Schiff, dann bist du wahrscheinlich gestorben.“
Putzen: Natürlich wird das ganze Schiff innen und außen geputzt und die Vorräte gesichtet. Angela kennt da kein Pardon und alles muss blitzen und funkeln sowie am richtigen Platz sein. Toiletteninventar, was nicht makellos weiß ist, wird rigoros ersetzt. Sie sagt, dass sie sich schon seit 3 Jahren einen neuen Toilettensitz wünscht und hier in Grenada gibt es tatsächlich einen ohne Kloschüssel! Der muss also her. Nach der Putzaktion schaut unter Deck alles fast wie neu aus. Ein ganz gutes Gefühl. Leider haben wir immer noch etwas mit dem Kornkäfer zu kämpfen und müssen abermals befallene Pasta und Mehl fortwerfen. Das schmerzt zweimal: Zum ersten werfen wir nicht gerne gute Nahrungsmittel weg und zweitens müssen wir sie für sehr teures Geld hier zumindest teilweise ersetzen.
Dine and Wine:
Dazwischen treffen wir dann verschiedene Crews, hauptsächlich aus der Schweiz. Unglaublich, wie viele Segler dieses kleine Land mitten in den Bergen hervorbringt! Das rote Kreuz auf weißem Grund am Heck der Schiffe ist häufiger zu sehen als alle anderen europäischen Nationalflaggen. Wir verbringen schöne Sundownerstunden mit SY Muck, SY Vairea und SY Balu. Jeder von ihnen hat spannende, sehr bewegte Geschichten zu erzählen. Fast alle berichten, dass sie ihre Pläne immer wieder ändern müssen, weil das Leben es anders für sie vorgesehen hat, genauso wie bei uns. Wie heißt es doch so schön: „Die Pläne eines Seglers sind in Sand geschrieben.“ Besonders schade ist es, dass Vairea jetzt doch nicht mit uns zusammen die amerikanische Ostküste hochsegeln kann, denn was für Angela der Rücken war, ist für Martina das Knie. Aber bis Puerto Rico werden wir uns in den nächsten Monaten sicher immer wieder sehen!

In der Prickley Bay ankern wir zufällig neben der deutschen Yacht Aton. Beim genaueren Hinsehen entdecken wir auch noch die bayerische Flagge und hissen auch die unsere, schon sehr ausgefranste, schnell an der Backbordsaling. Das verbindet und schon eine Stunde später gibt es ein erstes Bier bei uns an Bord mit Michi und Franz aus Augsburg, meiner Heimatstadt.

Wir hören von einer kleinen Brauerei, der „West Indian Brewery“, und denken, dass das für uns 4 Bayern ja ein Highlight werden muss! Gemeinsam mit einer Crew aus Südafrika fahren wir abends an Land, um bei einer angekündigten Jam-Session die verschiedensten Biere zu testen. Die Location ist richtig gut, die Runde supernett, aber das Bier ……! Für Bayern, die an das Reinheitsgebot hochhalten, äußerst gewöhnungsbedürftig! Wir testen uns durch 20 verschieden Sorten: viele süßlich, nach Parfüm oder Zitrone schmeckend; eins mit dem klingenden Namen Mosaic schmeckt sogar nach Nelken wie ein Weihnachtspunsch! Und die Farbe! Meist rötlich oder bräunlich wie Milchkaffee. Ist natürlich alles Geschmackssache. Aber die anderen verziehen ebenfalls das Gesicht. Nachdem Franz ein einigermaßen trinkbares Bier gefunden hat, bringt er es auf den Punkt: „Hey, des Bier Triple Hawk schmeckt am wenigsten schlecht.“

Unterwasserschiff reinigen:
Anfang November verlassen wir die Port Louis Marina, die sich als eine wirklich gute Marina bewiesen hat. Das Schiff ist unter Wasser voll mit Muschelbewuchs und bewegt sich nur sehr unwillig bis zum Ankerplatz auf Reede vor St. George´s. Dort reinige ich als erstes den Propeller, bevor wir uns am nächsten Tag in die ruhigere Prickley Bay verholen, wo ich mich dem restlichen Unterwasserschiff widme. Das ist ein ganz übler Job, vor allem, weil das Schiff über mir in Wind und Welle tanzt. Der Coppercoat (eine spezielle reine Kupferbeschichtung des Unterwasserschiffs) leistet nach wie vor sehr gute Dienste. Aber die Muscheln und sonstiger Bewuchs des tropischen Meeres müssen trotzdem mit scharfen Metallklingen abgekratzt werden, ohne jedoch die Beschichtung zu verletzten. Unter der Kielflosse, wo keine Kupferbeschichtung ist, muss ich gar ein kleines Korallenriff, einen ca. 10 cm dicken, betonharten Muschelbelag, wegpickeln. Schnaufen darf ich auch nur im Sparmodus, weil sonst die Tauchflasche ruck zuck leer ist. Als ich mit dem Unterwasserschiff fertig bin, bin auch ich völlig fertig. Ein Sch… Job.
Der letzte Tag vor dem Aufbruch
Wir können es kaum erwarten, endlich wieder loszukommen, denn wir liegen schon viel zu lange hier am selben Ort. Die Sperrfrist der Versicherung für die Überquerung des 13. Breitengrades ist Ende November. Somit können wir jetzt von unserer Position 12 Grad Nord loslegen. In gespannter Erwartung freuen wir uns auf das, was die Zukunft bringt.
Der allerletzte Tag auf Grenada ist richtig vollgepackt: Frühmorgens von Prickley Bay zurück nach St. George´s, mit dem Dinghi in die Marina, Haircut für Angela von der südafrikanischen Crew des ehemaligen Nachbarschiffs, mit dem Bus zur Mall mit dem einzigen Supermarkt, in dem ich meinen Frühstücksjoghurt bekomme und eindecken mit frischen Lebensmitteln. Am späten Nachmittag dann doch noch der Besuch im grenadinischen deutschen Schnitzelhaus; hatte bis dahin irgendwie nie geklappt. Richtige Schnitzel und deutsche Bratwurst mit Sauerkraut – ein Gedicht! Die Berliner Wirte erzählen uns, dass die Würste von einem deutschen Metzger aus Kanada importiert werden müssen, weil das hier keiner so hinkriegt. Zum Schluss steht Angela noch vor einer ganzen Wand deutscher Bücher und tauscht ihre gelesenen gegen neuen Lesestoff ein. Nach einem für unsere Verhältnisse sehr erfolgreichen Tag fallen wir um halb 10 Uhr todmüde ins Bett.



Und morgen geht es los: Next stop Carriacou!
GLG
Christoph und Angela.
Turbo Summary for our English speaking friends and followers:
The frist day at anchor after such a long period on land is a bit bumpy. Quite some swell in the bay of St. George´s makes it really uncomfortable. It will take some days until we will adapt back again. Obviously, we are back in Grenada and on board of Ithaka. We still have had the month of October in the Port Louis Marina which turned out to be a very good marina. Well protected by all winds and swell, highly secured, good service at reasonable prices.
Lot´s of things needed to be prepared by us in October prior to start the winter sailing period.
First we needed to bring ourselves in shape:
Build muscles, loose weight and strengthen our muscular backbone system. This did apply for both of us but for different reasons. (We still recall that Angela spent many weeks in hospital earlier this year.) After the wonderful food and beer at home and the not so good fat building food in the States, action was imperative. Not so difficult to achieve this mission in Grenada as food and beer is very much reduced here. And the rest melts away with work in the heat.
Second we had to take action on the boat:
Maintenance of the generator and engine: Meanwhile I am used to this work, but it is always dirty work with used oil and fuel. Angela inquired with the marina where to put the old oil being conscious about environmental pollution. She learnt that she can simply put it next to the general waste and they would dispose it by putting it in a special hole in the absence of any professional waste system in Grenada.
Unexpected repairs: All of a sudden the stainless steel exhaust of the engine elbow shows considerable signs of corrosion. I found a special metal worker who could weld it. But it was not so easy to persuade the guy to do the work…
Our teakdeck turns out to be a nightmare: The black sealings resolve themselves in the UV radiation and heat as well as probably bad quality. In many places the sealing becomes a sticky black material. You have to scratch it out completely, rework the teak and put in some new sealing. Once you think you have done everything, the next day you find new spots where the material resolves itself and you start again. A never ending story until the entire deck is done. And of course the teakdeck is hot like a sizzling plate, and you must do the work on your knees, and you can only do the job when there is no rain in sight. It is just a horrible job and you do not find anybody qualified to do this work.
Quite some work with the new laptop and UK SIM card: after the old laptop was stolen in the US, I had to set up a new one with all Software and linkages to the onboard systems. Surprisingly easy. More difficult was the installation of our new telephone/date SIM card which Caroline from the Silhouette had sent us from the UK. Now we can enjoy unlimited data traffic and very generous telephone minutes for a fixed price. Wonderful. The installation was extremely tricky and we did experience quite some borders in the digital world. First between UK and Germany and between Europe and Grenada. Not very understandable why you can not use/upload SW and Apps just because you are German or because you are in Grenada. Ian from the Silhouette jointly with Caroline helped a lot for which we are so grateful.
Re-pack Ithaka: Our storage was still made for Atlantic cruising with predominantly backwinds. Facing the coming months, however, we will experience strong on wind courses. As such we banned and stored the Parasailor and Genaker very much on the bottom of the bilge, but having the Code Zero rather accessible. As such we could free up space overall in the ship. However, I sincerely doubt that we will need any lightwind sails at all. Also storage tools and spare parts needed to be completely reorganised. We wrote long lists what we need to purchase in Martinique. As the boat keeps failing spare parts are of vital importance.
Finally, the boat had to be cleaned meticulously. Quite some work but at last we were happy that the boat looked extremely nice almost like a new boat, which is of course exaggerated.
Underwater: The barnacles left bad traces on Ithaka under water despite our coppercoat and I had to work hard to scratch them off, which was challenging given the dancing boat in the wind and the swell. Under the keel bulb, where there is no Coppercoat, a coral reef has been grown with barnacle thick as 10 centimeters which I had to hammer off.
Dine/Wine: We enjoyed dining and wining especially with crews from Switzerland. But also we anchored by pure coincidence next to SY Aton with Franz and Michi from Augsburg which is my hometown. As Bavarians we spent an evening with the Westindian Brewery. Very special beer at least for Bavarian people who are used to drink quite some beer.
The last day in Grenada was very busy with shopping in the mall, haircutting for Angela in the marina but also going to the famous German Schnitzelhaus. Finally we left and are curious about our new adventures. Next stop will be Carriacou.
Stay tuned…
C&A
Kategorien:Uncategorized