„All meinen Besitz trage ich bei mir“, so heisst die Uebersetzung aus dem Latein. Das ist ein Ausspruch von den ollen Roemern wie Cicero oder Seneca, den ich in meiner Schulzeit gelernt habe. Er kommt mir zwangsweise in den Sinn, auch wenn in unserem Fall, der anrufenende 5. Fall, der Vokativ, haette verwenden werden muessen: „Oh, haette ich doch unseren gesamten Besitz bei mir getragen!“ Dann haetten wir naemlich noch unseren Laptop und umgerechnet ca. 1000 Euro auslaendische Waehrungen. Das wurde aber leider aus dem Motelzimmer in Florida City gestohlen.
Und dann muesstet ihr jetzt nicht einen etwas provisorisch geschriebenen Artikel lesen, wo die Umlaute mit ae, oe, ue, etc geschrieben sind, da ich auf einer amerikanischen Tastatur im Hotel schreibe.
Aber kurz der Reihe nach: Wir verlassen Grenada Anfang August, um etwas Besonderes zu Angelas rundem Geburtstag zu unternehmen. Ein Direktflug geht nach Miami, so koennen wir Amerika bzw. konkret Florida naeher kennenlernen. Grenada ist heiss und sehr feucht. Ausserdem wird es uns zeitweise etwas langweilig mit dem Leben vor Anker.
Wir lassen ITHAKA in der Port Louis Marina in Grenada. Alles wird abgebaut, was ein tropischer Sturm wegreissen koennte. Nur der Mast steht natuerlich noch. Je 3 Festmachertrossen an allen 4 Enden des Schiffs. Und der Eingang wird regensicher abgetapt.

USA. Eine andere Welt. Wir wollen eine kleine Rundreise durch Florida machen. Urlaub vom Schiff sozusagen. Oder Hitzefrei.
Ganz wichtig, wir wollen wieder einmal in angenehmer Kuehle schlafen und freuen uns auf die amerikanischen Klimaanlagen. Die 4 Marina-Tage vor unserem Abflug haben uns den Wert unserer Klimaanlage an Bord und einer Stromversorgung von Land gezeigt. Anders als vor Anker regte sich in der Marina kein Lueftchen. Nicht auszudenken, wie wir hier ohne Klimaanlage haetten schlafen wollen. (Fuer Nichtsegler: Eine Klimaanlage, benoetigt wirklich viel Strom (ca. 4 KW) und erfordert vor Anker den Einsatz des Generators, was zwar in Spitzenzeiten der Hitze fuer einige Stunden geht, aber wir doch vermeiden, um die Umwelt und den wertvollen Generator zu schonen.



Baywatch Baywatch
Per Fahrrad, Taxi und Bus geht es durch Miami. Rechts, links, oben, unten. Wer Angela kennt, weiss, was ich meine. Es ist auch hier sehr, sehr heiss, aber wenn notwendig, verziehen wir uns in eine Shopping Mall oder in ein Restaurant mit Air Condition. Art Deco Architektur in Miami Beach laesst uns staunen.

Little Havana Miami: Kuba Feeling pur gefaellt uns besonders gut. Das richtige, ausserst ausgefallene Ambiente fuer Angelas Geburtstag.
Strassengemaelde





Kuba interessiert uns. Immer mehr. Wir lernen in Gespraechen mehr ueber die Immigration von Kuba nach USA. Kubanische Fluechtlinge wie diese Barmaid erhalten Asyl und Arbeit ohne groessere Probleme. Die grosse Schwierigkeit ist, aus Kuba wegzukommen. Dies ist eine Straftat. Viele Menschen fliehen mit einfachsten Floessen nach USA ueber die 90 Meilen breite See. Offensichtlich ist die Situation nach Fidel Castro dort noch sehr viel schlimmer geworden.
Die junge Schoenheit mit ihren jungen 21 Jahren, aeussert dann sehr differenziert und wohlbegruendet ihr Meinung zu USA und Praesident Trump: Trotz der Benachteiligung von Immigranten sieht sie Praesident Trump als Mensch zwar negativ, aber als Praesident positiv, da er sich, wenn auch radikal, sehr positiv fuer die Wirtschaft der USA und das Wohl der Amerikaner einsetzt. Sein dominantes Verhalten in der Weltpolitik waere wohl nicht einfach, aber der Wirtschaftsmotor Amerika wuerde die Nachteile fuer die gesamte Welt aufwiegen. So sehen wir auch allenthalben auf unserem Weg durch Florida positive Bekundungen zu Herrn Trump. Und das in einer Zeit, wo die Plaene von Herrn Trump, Groenland zu kaufen, die Welt und uns mit dem Kopf schuetteln laesst.
Sympatiebekunden fuer Trump
Unsere Reise: Florida Keys – Key West – Naples (Golf von Mexiko) – Fort Myers – Clearwater – Orlando – Jacksonville – Brunswick (Gorgia) – Cape Canaveral – Fort Lauderdale – Miami.




Um es gleich vorweg zu sagen: Es ist teuer, sauteuer. So sind wir nach den ersten Tagen vorsichtig geworden. Wechseln von Hotels zu Motels, vom Innenstadtbereich zu den Vorstadtbereichen, von den Restaurants im Zentrum zum Fastfood. Das geht ganz gut, wenn auch sehr ungewohnt für uns. In Florida City/Homestead haben wir vielleicht doch etwas zu weit nach unten gegriffen. Das wird dann teuer, denn wir brauchen einen neuen Laptop mit der ganzen Software und das Bargeld ist auch weg, weil es uns aus dem Zimmer gestohlen wurde. F***, wie der Amerikaner sagt. Wir lernen daraus. Kaufen einen Rucksack fuer alle Wertsachen und tragen nun alles immer bei uns: Omni mea mecum porto. Und bei den Hotels auf der weiteren Route waehlen wir notgedrungen eine Klasse besser, am besten mit Safe.
Florida Keys/Key West und die Railway: Die Historie zur Entwicklung der Inseln insbesondere ueber die die Overseas Railway von Herrn Flagler wird im Museum sehr eindrucksvoll präsentiert. Eine Pionierleistung von 1906 bis 1912 die Inseln mit Bruecken zu verbinden. Hat aber nicht solange gehalten, da sie 1935 vom einem Hurrikan weitgehend vernichtet wurde und danach nicht mehr aufgebaut wurde.

Ernst Hemingway: Sein Haus, Literatur und Lebensweg studieren wir eingehend. „Der alte Mann und das Meer“ in Bildern im Museum. (Auszug hier unten)
Fischen: Wir wollen auch fischen wie einst Hemingway. Also buchen wir ein Fischerboot zusammen mit einem anderen Paar. Erst fischen wir ein paar Bonitos, dann Haie. Die Kraft, die hierfuer erforderlich ist, ueberrascht mich wirklich: Ich kann den Hai nur mit Aufbietung all meiner Kraefte einholen. 3 Meter und 90 Pfund, sagt der Skipper. Wir lassen den Fisch natuerlich wieder frei. Haie schmecken nicht.








Everglades: Unendliche Sumpfgebiete, Alligatoren, Reiher, Geier, Schlangen, Muecken, Pelikane und sonstiges Getier… im direkter Umgebung

Naples: Weiter geht es zum Golf von Mexiko. Ein perfektes Naples erwartet uns. Wir koennen nicht glauben, dass hier vor 2 Jahren der Hurrikan IRMA alles platt gemacht hat. Wir mieten zum Spass mal ein Motorboot und fahren in den kleinen Kanaelen zu den Supervillen.

Auf der Suche nach der richtigen Villa Motorbootfahren ziemlich laessig



Clearwater, Fort Myers und Tampa. Es geht nach Norden entlang am Golf von Mexiko. Wir erreichen Clearwater ohne irgendein Vorwissen und stellen fest, dass dies das Zentrum (Flag) von der Scientology Church ist. Wir haben natuerlich von dieser Kirche bzw. Sekte gehoert. Wir erfahren aus einer Nachrichtensendung des Bayerischen Rundfunk auf YouTube, dass das Stadtzentrum von Clearwater um Flag weitgehend entvoelkert ist, weil sich die Bürger der Stadt distanziert haben. Weiterhin hören wir in der Sendung, dass die Wachdienste abweisen, Fotos und Videos untersagen und aktiv unterbinden und man ggf. von der Polizei verfolgt wird, wenn man die falschen Fragen stellt. Wir pruefen das nach, weil wir einfach neugierig sind.
Es ist richtig: das Zentrum um Scientology ist weitgehend leer. Keine Geschaefte, Buerohaeuser sind fast alle leer. Kaum Menschen, nur die einheitlich angezogenen Mitarbeiter von Scientology. In der Tat gespenstisch. Wir sprechen den Wachdienst an. Sie sind freundlich und wirklich entgegenkommend. Ja, das waere die Scientology Kirche. Und ja, wir duerften natuerlich fotografieren und sind willkommen. In das Zentrum „Flag“ duerften wir im Moment leider nicht, aber es gaebe einen Block weiter ein grosses Gebaeude und ein Zentrum fuer Gaeste. Das koennten wir uns anschauen und uns informieren. Wir danken und fahren dorthin.
Dort werden wir freundlich aufgenommen und es werden uns alle, auch kritische Fragen, beantwortet und uns Hintergruende, Wertesyteme und Taetigkeiten einer wie sie sagen modernen Kirche anschaulich erklärt, zum Teil auch in Filmen in deutscher Sprache. Wir koennen gut verstehen, dass dies junge Leute anspricht, bleiben jedoch sehr kritisch. Aber auch so etwas erweitert unseren Horizont, was ja das Motto unserer Reise ist. Wir fahren weiter in die Amuesiermeile der Touristen von Clearwater Beach. Wir schauen uns staendig um, ob uns die Polizei folgt. Aber das ist nicht der Fall.



Der Baum ist ein (!) Baum mit Luftwurzeln

Jacksonville: Zurueck vom Golf von Mexiko an die Atlantikkueste. Wir wollen unsere moegliche Reise kommenden Sommer entlang der Atlantikkueste nach Norden etwas erforschen. Wir checken den Intercoastal Waterway (eine Wasserstrasse unmittelbar hinter der Küste) und stellen fest, dass dieser wirklich nur fuer flachgehende Motorboote geeignet ist. Erst in Georgia, etwas weiter im Norden, in der Marina in Brunswick, sehen wir Segelboote.
Wir schauen uns in Jacksonville etwas um. Das Museum fuer zeitgenoessiche Kunst ist der Reinfall schlechthin. Hochgelobt, aber nix drin. Jedoch teuer. Dafuer ist das Rathaus interessant und erklaert mit vielen Bilder an der Wand die Geschichte von Jacksonville. Toller Bau, ein ehemaliges Warenhaus. Nette Leute von der Security, denn wir duerfen uns nach einem Security Check alles anschauen. Und kostet mal nix.
Wir schauen auch Marinas und den Intercoastal Waterway an. Ganz hübsch, aber nichts wirklich für Segelyachten mit einem Tiefgang von 2,15m und einer Masthoehe von 23,5m. Wir passen wir nur in die Inlets vom Atlantik und die ersten eher aussen gelegenen Marinas. Bei Preisen von 1 bis 1,5$ pro Foot pro Tag Liegegebühren kommen stolze Summen bei 50 Fuss raus. Zum Schluss treffen wir unsere Freunde Steve und Helen von der SY Allegrini, die mit uns und vielen anderen über den Atlantik kamen. Die beiden sind uns voraus und liegen aktuell mit ihrer Yacht in Brunswick in Georgia 1 Autostunde nördlich von Jacksonville. Wie schon früher treffen wir uns zum Dinner mit den beiden. Sie wissen gutes Essen zu schätzen.


Kenedy Space Zentrum – Cap Canaveral: Ein Höhepunkt der Reise für mich. Schon 1969 klebte ich vor dem Fernseher bei der ersten Mondlandung von Apollo 11. Wir nehmen uns 2 Tage Zeit für Cap Canaveral und beginnen den Besuch mit dem Raketenstart einer Delta IV Rakete um 9:06, die einen Sateliten in die Umlaufbahn brachte. Eine faszinierende Ausstellung folgt, die dem Besucher mit viel Emotionen und Touch & Feel nahegebracht wird. Ein Gespräch mit einem Astronauten, der 4 Space Shuttle Flüge hinter sich gebracht hat und die absolute echte Simulation eines Raketenstarts in einem Simulator eines Manned Modules eines Space Shuttles sind der Höhepunkt. (Nix für schwache Nerven – die Beschleunigung, Erschütterung, Akustik und visuelle Wahrnehmung wird echt simuliert von der Vorbereitung, Start, Flug bis in die Schwerelosigkeit).








Und zurück: Über Fort Lauderdale zurück nach Miami. Flug mit Zwischenstop in New York und Oslo nach München. Aus dringenden Angelegenheit müssen wir zurück nach Europa. Wir steigen in New York um, da erreicht mich die Nachricht, dass mein Vater soeben verstorben ist. Das ist traurig, aber nicht tragsich, denn er war 97 Jahre und verstarb friedlich.

Bis bald mit einem Bericht von irgendwo her, denn unsere Pläne funktionieren mal wieder nicht.
Christoph
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