Der erste, eigentlich der zweite, Tropensturm ist da: Barry. Er entstand über dem Golf von Mexiko und fetzt jetzt über Louisiana. Eine wirklich üble Sache für die Menschen dort. Ungefährlich für uns, denn wir sind fast 2000 Seemeilen entfernt.
Eine andere Wetter-Depression sorgte uns aber vor einigen Tagen mehr. Das lokale Tief entstand querab der Kapverdischen Inseln und zog nach Westen, direkt auf uns zu. Daraus hätte ein tropischer Sturm entstehen können, wenn dieses Tief angefangen hätte sich zu drehen und weitere Energie aufgenommen hätte. Das Risiko lag aber unter 20%. Die Depression löste sich dann aber auf und wir bekommen nur eine „Easterly Wave“ ab mit Regen, Gewittern und Böen, allerdings ziemlich ausgeprägt, wie das Wolkenbild des Satelliten uns verrät. Diese „Waves“ prägen das Wettergeschehen im Sommer. Sie kommen von Afrika als Wetterstörung über den Atlantik und stören den regelmäßigen Passatwind und das sonst schöne Wetter.







Die drehen nicht sondern kommen schnurstracks auf uns zu.
Wir wissen, dass weitere tropischen Stürme und auch Hurrikane entstehen werden. Die Frage ist wann, wo und wo ziehen sie hin. Deswegen haben wir uns bzgl. des Hurrikanrisikos neu aufgestellt, denn wir wollen aus Grenada nicht weg. (siehe letzter Artikel)

Unsere Maßnahmen zur Risikosteuerung:
- Wetterbeobachtungsmonitor bestehend aus Quellen von National Hurrican Center, bearbeiteten Wetterdaten Files von Wetterwelt.de, unbearbeitete GFS Wetterdaten Files, ttweather.com mit Satellitenbildanalysen , Meteo France und lokaler Wetterbericht von Meteoblue
- Yachtversicherung gewechselt, die uns hier in Grenada auch bei tropischen Stürmen versichert
- In Marina Port Louis in Grenada, einem geschützten Hafen klassifiziert als Hurrican Hole, einen Liegeplatz von August bis Oktober gebucht

Wie schon im letzten Artikel berichtet, hatte uns unsere bisherige Versicherung für Schäden aus tropischen Stürmen im Sommer nördlich von 10 Grad nicht versichert. Dank eines Hinweises von Daniel und Martina von der SY Vairea haben wir dann Gespräche mit einer Versicherung in der Schweiz aufgenommen, die dann auch zum Abschluss einer neuen Versicherung mit veränderten Konditionen führte. Unsere alte Versicherung konnten wir aus außerordentlichen Gründen kündigen. Somit sind wir jetzt hier in Grenada voll versichert. Insgesamt eine Riesenerleichterung! Die Vorstellung, den ganzen Sommer hier zu sitzen, nur abzuwarten, jeden Tag die Wetterberichte zu studieren und dann im schlimmsten Fall vor einem herannahenden Sturm nach Westen, vorbei an Venezuela mit möglichen Piratenangriffen abzulaufen zu müssen, immer mit dem unsicheren Gefühl, ob der Sturm schneller ist oder wir mit unserem Schiff, war eine ungute Vorstellung.
Um noch mehr Sicherheit und Freiheit zu haben, werden wir das Schiff von August bis Oktober in die Port Louis Marina nach St. Georges´s bringen und haben zum Glück noch einen Liegeplatz bekommen. Sie liegt, wie man so schön sagt, in einem Hurrican Hole. Also in einem sehr engen Hafen, der von allen Seiten durch Berge vor Stürmen und vor Wassermassen vom Meer geschützt ist. Das schafft uns dann die Möglichkeit, entweder an Bord zu bleiben oder auch das Schiff einmal für einige Zeit alleine zu lassen.

Jetzt verbringen wir herrliche Tage zusammen mit anderen Seglern insbesondere mit der SY Silhouette aus Poole/England. Wetteranalysen, die schwierige Ersatzteilversorgung, Wartungsarbeiten sowie Essen und Trinken sind die üblichen Gesprächsthemen. Je später die Abende, umso eher wagen wir uns mit den englischen Freunden an die kritischen Themen: Brexit, neuer Premierminister in England oder britischer Humor versus deutschen Humor. Wer hätte gedacht, dass „Dinner for One“ bei den Engländern gar nicht bekannt ist, allenfalls unter Slapstick gesehen wird und für sie gar nicht lustig ist. Aber englische Dschungelcamp ähnlich Shows, wo die Leute ganz widerlich z.B. Fischaugen essen müssen, die beim Draufbeißen zerplatzen, finden sie urkomisch und können sich einen ganzen Abend darüber köstlich amüsieren und zeigen uns ein YouTube Video nach dem anderen. Wir lernen voneinander, lachen viel und die Zeit vergeht wie im Fluge.
In den Diskussionen über mögliche nächtliche Raubüberfälle oder Piratenattacken vor Venezuela stellt sich u.a. heraus, dass Ian von der Silhouette beruflich bedingt Karatemeister des dritten Dan ist. Er erklärt uns: „Verteidigungsblock und ein Angriffsschlag gilt als Notwehr. Zwei Angriffsschläge gelten als Angriff vor Gericht. Du musst also den Angreifer in einem Schlag kampfunfähig machen.“ Neugierig geworden, verabreden wir uns mit ihm und seiner Tochter Charlotte zum morgendlichen Training am Strand.
Wir lernen:
- Falls am Boden liegend, wie ein Blitz aufstehen, was gar nicht so trivial ist
- Richtige Kampfposition einnehmen mit Augenkontakt zum Gegner
- Entwaffnen des Gegners oder Befreiungsgriff bei körperlichem Angriff
- Gegner zu Boden bringen
- Gegner kampfunfähig machen oder ganz schnell weglaufen
Wir üben verschiedene Situationen, Griffe und Schläge. Angela traut sich wegen ihrem Rücken noch nicht mitzumachen. Ich erinnere mich an meine Jungendzeit mit Aikido Training, deswegen fällt es mir nicht schwer die Griffe anzuwenden. Ich gebe Ian dann auch Recht, dass der Pfefferspray als Abwehrwaffe an Bord eher kritisch zu beurteilen ist, denn man weiß bei dem starken Wind nicht, ob man sich selber außer Gefecht setzt oder den Gegner. Gezielte Bewegungen des Körpers sind da sicherlich eine bessere Abwehrwaffe. Ian zeigt uns aber auch Angriffskonstellationen, wo die einzige Möglichkeit, zumindest für uns, die Flucht ist.
So gehen die Tage und Abende dahin. Die junge 21 jährige Charlotte und Segellehrerin prägt bei einem Sundowner auf unserem Achterdeck nach einer von unseren Besuchern gewünschten Demonstration unserer sehr leisen Hauptmaschine und kaum hörbaren Generators den Ausdruck: „This boat is built like a brick shit house.“
Ich reagiere etwas irritiert und frage sie, warum ihr unser Schiff denn nicht gefällt. Worauf sie ebenfalls erstaunt reagiert und meint, sie fände das Schiff doch ganz toll, wie sie gerade sagte. Naja, entgegne ich, wenn sie es aber als „shit house“ bezeichnet, dann wäre das doch etwas abfällig. Vater Ian kommt zur Hilfe und erklärt, dass „ brick shit house“ ein Idiom sei und so viel bedeutet wie „massiv und toll“. Ein Begriff der nach der Kriegszeit entstanden ist, wo öffentliche Toilette in England aus besonders stabilen Steinen hergestellt wurden und die ersten stabilen Bebauungen gewesen wären. Man würde auch z.B. sagen: This guy is built like a brick shit house, was bedeutet dieser Kerl ist ein Hüne bzw. Muskelberg. Ja, auch ich muss die englische Sprache noch besser lernen. „Again what learnt“, was wiederum unsere englischen Freunde nicht verstehen… 🙂





Bis bald…
Turbo summary for our English speaking friends and followers:
The first tropical storm is there, officially it is the second. Barry, on the coast of Lousiana. Of course, we are not impacted by him, because he is almost 2000nm away. However, a depression over the Atlantic did concern us more as it was on its way towards us. Fortunately, it resolved itself after some days and we only experienced on more „Wave“ with rain, thunderstorms and changing winds. These „Easterly Wave“ depressions are typical for the summer. They originate over Africa, move over the Atlantic and disturb the constant trade winds quite significantly.
We know a tropical storm will come. The only question is when and where. Therefore, we have reworked our risk mitigation plan regarding the weather quite fundamentally:
- We monitor the weather closely with a defined set of analysis and forecasts.
- We have changed our yacht insurance and have now insurance coverage as of the 13 degrees Latitude North southwards meaning we are insured in Grenada and can stay here over summer.
- We booked in the Port Louis marina in St. George’s a berth as of August for 3 months. This marina is acknowledged as hurricane hole by the insurances. So we can move there in case of need and it will give us the freedom to leave the boat for some time.
Being now more relaxed regarding the risk we spend wonderful days jointly with other crews, most of the time with Silhouette from Poole/UK. The later the evenings get, the more we dare to discuss also rather hot topics such as Brexit, the new Prime Minister and British vs German humour. Triggered by a discussion about piracy attacks we recognise that Ian is Karate master of the third Dan. Being curious about self defence we spend one morning with him and Charlotte on the beach and take some basic lessons. After this exercise we agree that pepper spray is ok as a defense weapon but also dangerous for yourself as the wind might blow it directly towards yourself. Using your body for self defense is probably the better solution if you know how.
We also learn a bit more about the English language. Young Charlotte commented our boat after a quick demonstration about our very silent main engine and whispering generator that this boat would be built like a brick shit house. I was a bit irritated by the expression and wondered why she did not like our boat. It turned out that this expression is an English idiom and means very solidly built. I still have to learn a lot about this language. And in totally incorrect English I commented back: “Again what learnt” which is only meaningful for German readers…. 🙂
Cheers…
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