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Die Kinder und ein Knall auf St. Lucia

PÄNG! Ein lauter Knall wie ein Gewehrschuss jagt durch unser Rigg. Was war das?? Marthe, Jonas´ Freundin steht am Ruder und steuert das Schiff hoch am Wind (Wind kommt schräg von vorne) von St. Lucia nach Martinique. 4 Beaufort, Sonne, beste Bedingungen, etwas ruppig mit 2 Meter Welle.  Marthe wird trotz ihres mittlerweile schön gebräunten Teints blass. Irgendetwas muss gebrochen sein. Unsere Blicke wandern über das Schiff und das Rigg. „Verdammt, was war das?“ Nicht gut, gar nicht gut. Irgendwas ist jetzt kaputt gegangen. Aber was? Die Sekunden verstreichen.

Sch…dreck. Want D2 Steuerbord ist gebrochen. (Drahtseil unterste Saling zur zweiten Saling, eines von 14 massiven Edelstahldrähten, die den Mast stabilisieren). „Marthe, ich übernehme,“ entfährt es mir wider Willen viel zu barsch. Wenn wir jetzt nicht sofort reagieren, bricht uns der Mast. „Klar, zum Segel bergen! Angela, Motor an und Genua auf und roll weg, sofort! Schiff geht in den Wind.“ Ich wirble das Steuerrad herum und schon sind meine Finger auf den Hydraulikknöpfen und das Großsegel rollt weg. Ich falle wieder auf Kurs ab. “Angela, bitte ans Steuer. Ich bring die Backstagen aus.“ „Aber wir …“ „Ausführung jetzt sofort, keine Diskussion. Versuche bitte das Schiff so ruhig wie möglich in der Welle zu halten.“


Unterwant D2 ist am oberen Einhackpunkt gebrochen – Spaltkorrision ist die Ursache

Die Backstagen stehen nach wenigen Minuten, aber das reicht wohl nicht. In jeder Welle sehe ich, dass die Mastmitte noch ganz leicht nach links ausweicht. Der Mast muss in der Mitte mehr stabilisiert werden. Ich muss das Sturmstag anschlagen. Mit dem schweren Stagspanner in einer Hand robbe ich auf Deck nach vorne. Natürlich haben wir bei diesen Idealbedingungen keine Sicherheitsleinen ausgebracht (Laufleinen an Deck). Somit kann ich mich bis zu meinem Arbeitsplatz am Bug auch nicht einpicken. Das Schiff stampft mächtig. Die eine oder andere Welle kommt über und duscht mich komplett ab. Ich muss jetzt rasch arbeiten, sonst knallt uns der Mast weg. Schnell jetzt und keine Bolzen und Sicherungsringe verlieren. Ich arbeite konzentriert, denn es ist eine fummelige Arbeit, auch schon, wenn das Schiff ruhig liegt.

Nur mit einem Auge blicke ich kurz nach vorne über den Bug, um die nächste Welle abzupassen… NEIN, nicht möglich, ausgeschlossen aber doch. Genau quer vor uns, ca.  50m, eine treibende Trosse zwischen 2 Bojen. Wenn wir da reinkommen, ist Ende. Trosse im Propeller und aus. Kein Segel, kein Motor. Ich brülle, was meine Lunge hergibt: „ABFALLEN, ABFALLEN, ABFALLEN“ (Also das Schiff wegdrehen vom Kurs mit dem Wind) Ein Kommentar kommt von hinten. Und jetzt lasse ich meine Stimme tönen, dass der erloschene Vulkan von Martinique droht auszubrechen. Angela reagiert hinten, keine Ahnung, ob sie den Steuerpilot überrissen hat oder am Steuer war. Irgendwie reagiert das Schiff und schert um Millimeter an einer der Markierungbojen vorbei. (Ihr kennt den Film Titanic, wo die Matrosen im Vormast sitzen und den Eisberg in letzter Sekunde erblicken und nach ihrer Meldung warten, dass das Schiff abdreht. Ja, genauso ging es mir, nur es war warm und kein Eisberg war in Sicht. Der Rest war vergleichbar.) Das war knapp. Ich knalle den Stagspanner dicht und eile nach hinten, um Backstagen und Achterstag nachzujustieren.

Noch ein kräftiges Lob für meine tüchtige Crew, ( denn sie haben mir erst vor ein paar Tagen Feedback als Skipper gegeben!) dann geht es in einer langsamen Motorfahrt 4 Stunden nach Martinique. Glück im Unglück: Dort gibt es ausgezeichnete Werften. Ich will mir lieber nicht vorstellen, dass dies in der Nacht auf dem Atlantik passiert wäre! Außerdem haben wir auch wirklich alles richtig gemacht, um den Mast zu retten, sagt uns der Werftchef von Caraibe Grèement.


Ein professsioneller Rigger ersetzt das Want

Die Episode beendet dann auch den 2 Wochen Aufenthalt von Jonas und Marthe an Bord. Traumtage und Traumbuchten wie St. Pierre in Martinique und Marigot Bay in St. Lucia liegen hinter uns. Beide Inseln haben wir von Norden bis Süden erkundet. Mit Schiff und auch Auto zwischendurch.

„Nicht genug Zeit zum Chillen“, hören wir dann schon mal von der Jugend. Also kriegen sie zum Schluss noch 1,5 Tage Strand pur.


Jonas und Marthe steuern Ithaka

Ausflug nach La Souffrière zu den Pitons auf St. Lucia mit dem Auto


Ziemlich mickrige Wasserfälle, wo man noch nicht einmal baden darf, dafür aber saftige Eintrittsgelder zahlt.

Stinkende Vulkane – deswegen der angespannte Gesichtsausdruck von Jonas

Fussballplatz mitten im Dschungel, das freut Jonas als Fussball Profi und Scout bei Hoffenheim außerordentlich



Einklarieren gleich online auf Martinique im Café mit Unterstützung des freundlichen Besitzers aus dem Elsaß – dazu gibt es dann ein Elsässischen Bier



Französische Küche auf Martinique, aber nicht Dine & Wine sondern Dine & Rhum – wie man sieht

Bananenplantagen auf Martinique – die Stauden sind als Schutz vor Regen und Insekten mit Plastiktüten abgedeckt



Jump up Party in St Lucia, leider im Regen

Ankern in der vornehmen Marigot Bay St. Lucia – Ithaka in der Mitte der Bucht

Chillen an Bord – das geht auch bei Schieflage des Schiffs

Taumhafte Sonnenuntergänge

Sie kamen ohne Gepäck und ziemlich gestresst an. Sie gingen braungebrannt, hoffentlich gestärkt durch traumhafte Segeltage, ein paar ungeplante Segelerlebnisse sowie durch gutes Essen und Trinken und viele, durchaus sehr tiefgehende Diskussionen.

Wir lassen das Unterwant in Le Marin ersetzen und entschließen uns das ganze stehende Rigg aus Sicherheitsgründen austauschen zu lassen. In 2 Jahren müsste es ohnehin erneuert werden und wir wollen sorgenfrei segeln. Immerhin liegen noch weite Strecken vor uns. Wir bekommen bereits einen Termin Anfang Februar. Wie schön.

Bis dahin machen wir uns auf in den Süden zu den Grenadinen, wo Heinz, unser nächster Besuch, schon bald ankommt. 6 Tage bis dahin nur für uns. Das Wetter ist gut und wir setzen Kurs auf Bequia. 2 Tage Traumsegeln vorbei an den eindrucksvollen Pitons in St. Lucia und der wilden Küste von St. Vincent vergehen wie um Flug.


Die Pitons im Süden von St. Lucia

In Bequia erwarten uns wie im Prospekt gedruckt Traumstrände und Langusten, nur noch viel besser.

Turbo Summary for English Readers:

Early January Jonas and Marthe come on board. We cruise between St. Lucia and Martinique and explore the islands also by car which is our first serious sightseeing since we left Europe. Fortunately, it is only at the end of the journey that one of the wires which hold the mast brakes with a big bang. We safeguard the mast and motor to the shipyard in Martinique. 

Es grüsst das Ithaka Team
Christoph

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