Veränderung ist am Anfang schwer, Chaotisch in der Mitte, aber am Ende einfach grossartig.
Ja, die ersten beiden Aussagen stimmen. Ja …. und ganz sicher befinden wir uns in der Mitte!!!Es war und ist wirklich chaotisch – innen und außen.
Es gibt so viel zu tun, dass wir immer wieder das Gefühl haben, es bis zu unserer Abfahrt Anfang September nicht schaffen zu können. Wir sind sehr froh, dass Christoph seit Juli mehr Zeit hat, denn wir müssen 2 Zweitwohnungen auflösen, unser Haus ausmisten und für 3 Jahre vermieten, letzte Ausrüstungsgegenstände für das Schiff besorgen, mit der Werft in Portugal die letzten Entscheidungen für die technischen Arbeiten vereinbaren, Arztbesuche abhaken, neue Brillen aussuchen, wichtige Versicherungen wie die Krankenversicherung ändern, Schiffsversicherung anpassen (was angesichts von Hurrikan IRMA letztes Jahr wirklich ein Problem ist und extrem teuer ist), neue Smartphones mit je 2 Simkarten besorgen und Handytarife anpassen, neuen Schiffslaptop aufsetzen und alle Daten überspielen, Wetterprogramme auswählen/installieren, Route der kommenden 12 Monate festlegen und entsprechende Navigationskarten besorgen, Blog erstellen und dabei WordPress lernen sowie die neuen Datenschutzverordnungen verstehen und umsetzen, Visitenkarten und Stempel erstellen, Steuerklärung machen, Papiere für den Treuhänder zusammenstellen, notarielles Testament anfertigen, Abschiedsbesuche planen und vieles, vieles mehr.
Viel Arbeit gibt es auch noch in der Schule, denn es ist mir ein großes Anliegen, nach sieben Jahren Schulleitung alles geordnet und ohne Restarbeiten an meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin zu übergeben.
Auch das Innenleben ist immer noch chaotisch, wenngleich es so langsam leichter wird. Dieses Hin- und Hergerissensein zwischen „Oh, wie ist es großartig, was wir da vor haben!“ und „Es ist einfach nur wahnsinnig, unser gutes Leben hier hinter uns zu lassen!“ führte lange zu schlaflosen Nächten und vielen Diskussionen. Die Entscheidung war wirklich schwer: Wir haben betagte Eltern, um die wir uns im Ruhestand gerne mehr kümmern würden (was jetzt unsere Geschwister übernehmen müssen), unsere erwachsenen Kinder zweifelten anfangs sehr ernsthaft an unserem Verstand (prüfen inzwischen aber schon die Flugverbindungen in die Karibik und finden es eigentlich ganz cool), Christoph konnte sich nach langen Arbeitsjahren ein Leben ohne Arbeit und die SAP gar nicht vorstellen, wandelte aber in den letzten Monaten hart an den Grenzen seiner Belastbarkeit und benötigte seine ganze Disziplin, um den Job erfolgreich abzuschließen und ich musste die harte Entscheidung treffen, meinen geliebten Beruf vorzeitig aufzugeben und noch dazu meinen Beamtenstatus zu kündigen und dem Staat ganz viel Geld vor die Füße zu werfen – das tut weh!
Dann die Frage: Was kommt auf uns zu? Schaffen wir das? Sind wir seefest genug, längere Zeit den Wellen des Atlantiks zu trotzen? Wie wird es uns gehen, wenn wir 2 bis 3 Wochen nur Wasser um uns herum sehen? Wie wird es uns miteinander auf dem doch recht engen Raum gehen, wo wir doch viele Jahre eine Wochenendehe geführt haben und nur einige Urlaubswochen im Jahr gemeinsam auf unserem Schiff gelebt haben?
Gesiegt hat dann doch ein Gedanke, den mir eine liebe Kollegin groß ausgedruckt hat und der jetzt an meiner Bürotür hängt:
Man bereut im Leben nur die Dinge, die man nicht gemacht hat. (Marc Aurel)
Wenn sich im Laufe der Zeit ein gemeinsamer Lebenstraum entwickelt und man dann auch noch die Möglichkeit bekommt, ihn zu leben, dann muss man das tun. Wer bekommt schon in unserem Alter die Chance, den eigenen Horizont noch einmal so zu erweitern, viel von der Welt zu sehen, dabei den verschiedensten Menschen zu begegnen und in fremde Kulturen einzutauchen? Und falls wir aus irgendwelchen Gründen in der Karibik entscheiden, dass der Pazifik und der dahinterliegende Indische Ozean und der dahinterliegende Südatlantik doch zu groß für uns sind, ist das auch okay. Dann haben wir wenigstens einen Teil des Traums gelebt.
Dass auch unsere Veränderung am Ende einfach großartig wird, wie im Anfangsspruch versprochen, hoffen wir. Wir werden darüber auf diesem Blog immer wieder einmal berichten. Christoph aufgrund seines englischsprachigen Umfelds und der internationalen Blauwasserszene eher in Englisch, ich in Deutsch.
Bis bald!
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